Qualitativ besser als in der Utopia-Stammreihe sah es
bei der Schwesterreihe Utopia Großband aus, die von 1954 bis 1963 erschien, in den ersten vier Jahren mit ca. 15 Heften
im Jahr, dann alle zwei Wochen. Die 96 Seiten Heftumfang erlaubten den Abdruck längerer Werke. Mit dem ersten Band
dieser Reihe wurde der Terminus "Science Fiction" erstmals auf der Titelseite einer deutschsprachigen
Publikation erwähnt.
Das Konzept war anders als im Utopia Kleinband, da in der Reihe von vornherein vorgesehen war, übersetzte Texte zu
publizieren. Dass das Werk UFO am Nachthimmel
von Walter Ernsting alias Clark Darlton das erste Werk eines deutschsprachigen
Autors war, welches in dieser Reihe erschien, ist aber eine Legende. Denn bereits vor diesem Roman war die Con
Forster-Trilogie von Henry Walter (Pseudonym von C. V. Rock) im Utopia Großband publiziert worden. Ernsting hatte bereits
für die ersten Bände des Utopia Großbands die Rechte einiger Werke des englischen Verlages Curtis Warren besorgt und diese
selbst übersetzt. Für genaue Beobachter ist auch deutlich zu erkennen, dass die Titelbilder jener Romane, welche
Übersetzungen der vorher bei Curtis Warren erschienenen Titel waren, meist von den Originalbänden nachgezeichnet wurden.
Ob das unerlaubte Plagiate waren oder die Kopie in der Lizenzgebühr inkludiert wurde, weil das Originalsujet nicht
verfügbar war, ist allerdings nicht bekannt. Walter Ernsting fungierte auch einige Zeit als Redakteur der Reihe und
lancierte die erste Leserkontaktseite "Meteoriten", die sehr hilfreich für die Etablierung einer Fanszene mit der im
August 1955 folgenden Gründung des Science Fiction Club Deutschland war.
Die übersetzten Titel hatten im Utopia Großband etwa einen Anteil von 2:1 gegenüber deutschen Titeln. Darunter waren
durchaus auch einige Spitzenwerke internationaler SF wie
Planet der Träumer von John D. MacDonald, Unternehmen Milchstraße
von A. E. van Vogt (besser bekannt unter dem Namen Die Expedition der Space Beagle),
Macht des Geistes von Poul Anderson,
City von Cliffard D. Simak,
Mord unter fremder Sonne
(besser bekannt unter dem Titel Die nackte Sonne) von Isaac Asimov
und Doppelgänger auf zwei Planeten
von Robert A. Heinlein. Dazu kamen sechs Romane der Captain Zukunft-Serie. Trotz des
größeren Seitenumfanges gegenüber den Utopia Kleinbänden war es bei vielen übersetzten Romanen unvermeidlich, dass sie
gegenüber den Originaltexten gekürzt werden mussten. Bei den Titeln deutscher Autoren waren etliche Romane der Perry
Rhodan-Gründer Clark Darlton und K. H. Scheer sowie des späteren NASA-Mitarbeiters Jesco von Puttkamer herausragend. Ganz
ungewöhnlich für diese Reihe war auch der Past Doomsday-Roman
Der Krieg, den keiner wollte
des Sun Koh-Schöpfers Paul Alfred
Müller alias Freder van Holk. Das Werk beeindruckte damals die Verlagsverantwortlichen so, dass sie den weit aus dem
Abenteuerschema der sonstigen Titel herausragenden Roman als einen der wenigen Doppelbände im Utopia Großband publizierten.
Ebenfalls als Doppelband erschien auch der einzige Sachtitel des Utopia Großbands
Die Geheimnisse des Mars von
Robert S. Richardson. Insgesamt war die Utopia Großband-Reihe wie die der Utopia Zukunftsromane von
ziemlichen Qualitäts-schwankungen geprägt.
Die Namen der Titelbildzeichner zeigen ein ähnliches Bild wie in der Utopia-Stammreihe. Nach den erwähnten Nachschöpfungen
der Curtis Warren-Romane kamen Zeichnungen amerikanischer Künstler wie z.B. der bekannten Ed Emshwiller und Ed Valigursky
sowie Übernahmen von italienischen Urania-Ausgaben der Zeichner Kurt Caesar und Carlo Iacono. Auch Johnny Bruck und Karl
Stephan (als H. Albrecht) und Rudolf Sieber-Lonati waren vertreten, bis Lonati ab etwa Band 140 bis zum Ende der Reihe
den Großteil der Titelbilder lieferte. |