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Die Titelseiten der SF Serien



Doc Savage


Vorwort zu Doc Savage

Vorwort zu Doc Savage


Doc Savage war eine Superhelden-Serie, die ab 1933 in einem eigenen Doc Savage-Magazine in den USA herauskam und bis 1949, als das Magazin eingestellt wurde, 181 Ausgaben erreichte. Im Unterschied zu seinem Kollegen Superman und anderen Comic-Superhelden kamen seine Abenteuer zuerst in Romanform heraus, Comicadaptierungen und auch eine Radioserie gab es erst später. Doc Savage verfügt über keine Superkräfte, wenn man davon absieht, dass die Summe seiner Fähigkeiten alles übersteigt, was ein einzelner Mensch in sich vereinigen kann. Er besteht auch nicht aus Bronze, wie einem der Originaltitel der ersten Romans The Man of Bronze glauben lässt, sondern hat eine nur eine tief gebräunte, bronzefarbene Haut. Alle Romane erschienen unter dem Verlagspseudonym Kenneth Robeson. Hinter dem größten Teil der Bände stand der amerikanische Autor Lester Dent (1904- 1959), welcher auch auf jene Bände Einfluss nahm, die er nicht selber schrieb.

Clark Savage jr., genannt Doc Savage, ist einer der Superreichen, die ihr Leben dem Wohl der Menschheit widmen. Seinen Reichtum verdankt er einer Goldmine in Mittelamerika, die sein Vater von den Mayas bekommen und ihm vererbt hat. Sein Hauptquartier ist im 86. Stockwerk eines Wolkenkratzers in Manhattan. Immer wieder zieht er sich in seine "Festung der Einsamkeit" zurück, seinem geheimen Stützpunkt in der Arktis. Er nutzt ihn zum Studium, Entwicklung von Erfindungen, Training oder auch nur zum Ausspannen und zur Meditation. Die Festung der Einsamkeit wird zum Mittelpunkt eines Schlüsselromans der Serie, in dem sie von einem Verbrecher entdeckt und betreten wird, der dort Docs geheime Waffen findet und sie zur Anwendung gegen Doc und seine Freunde bringt. Sind wir jetzt aber nicht beim falschen Superhelden gelandet? Nein, die Festung wurde für Doc Savage bereits 1933 erfunden, und Superman hat sie ihm einige Jahre später "geklaut".

Auch ein Superheld mit Supereigenschaften wie Doc Savage benötigt hilfreiche Freunde, die ihm bei seinen Abenteuern zur Seite stehen. Dies sind die "Berühmten Fünf": Der Rechtsanwalt und Brigadegeneral Theodore Marley "Ham" Brooks und sein Hausaffe "Chemistry", der Industriechemiker Oberstleutnant Andrew Blodgett "Monk" Mayfair und sein Hausschwein "Habeas Corpus", der Ingenieur Oberst John "Renny" Renwick, der Elektroingenieur Major Thomas J. "Long Tom" Roberts und der Archäologe und Geologe William Harper "Johnny" Littlejohn. Docs Cousine Pat, die mit ihm das Aussehen in Bezug auf Haar, Hautfarbe und Augen teilt, ist bei einer Reihe von Abenteuern auch mit an Bord. Allerdings versucht er, sie möglichst von den Gefahren fernzuhalten. Für Frauen und ein Familienleben kann Doc kein Interesse aufbringen. Er ist komplett damit beschäftigt, den Auftrag zu erfüllen, den sein Vater ihm samt einem immensen Vermögen vererbt hatte, nämlich das Unrecht auf der ganzen Welt zu bekämpfen, den schuldlos in Not Geratenen zu helfen und die Schurken zu bestrafen.

Im ersten Band der Serie erfährt Doc, dass sein Vater ermordet worden ist und reist mit seinen Gefährten nach Mittelamerika, um dort den Tod aufzuklären und das Erbe seines Vaters anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, dass er eine Goldmine bekommen wird, die ihm unermesslichen Reichtum sichert. Im "Tal der Verschollenen" kämpft er gegen die gefiederte Schlange und muss ein Mittel gegen den "Roten Tod" finden. In den nächsten Abenteuern (in der Reihenfolge der deutschen Ausgabe) kämpft Doc gegen den tausendköpfigen Mann im hinterindischen Dschungel, und muss dann versuchen, einen blauen Meteor unschädlich zu machen, dessen Strahlen die Menschen zum Wahnsinn treiben. Dann dringt er mit einem U-Boot ins Polarmeer unter den Nordpol vor, um unschuldige Opfer eines Verbrechens zu befreien. Auch in der Gegend der Galapagosinseln hebt er eine Verbrecherbande aus, die ein Sklavenreich auf einem abgelegenen Eiland etabliert hat und macht als nächste Aufgabe die Glocke des Grauens unschädlich, die die Menschen terrorisiert. Unsichtbare Gangster, die für gigantische Raubzüge und Entführungen verantwortlich sind, müssen unschädlich gemacht werden. Doc sucht eine versunkene Stadt im Meer auf und forscht nach einer geheimnisvollen Phantomstadt in der Arabischen Wüste, in der in Platinschatz von unermesslichem Wert lagern soll.

Zum Setting der Handlung vieler Romane gehören abgelegene Orte an den Enden der Welt oder unter der Erde, die von geheimnisvollen Völkern bewohnt werden, welche sich durch physische und psychische Besonderheiten vom Standardmenschen unterscheiden. Doc kämpft gegen Schurken, die durch teuflische Waffen die Welt beherrschen wollen und schlägt sich mit Dinosauriern und anderen monströsen Tieren herum.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und in den folgenden Jahren bis zur Einstellung des Magazines wurden die Geschichten realistischer. Das Magazin wurde auf Doc Savage, Science Detective umbenannt, das konnte aber den Niedergang nicht mehr aufhalten. Die Zeitströmung hatte sich in eine andere Richtung gedreht.

Richtig berühmt wurde Doc Savages Äußeres mit den Titelbildern der Taschenbuchausgabe von Bantam Books ab 1964, deren Cover großteils von James Bama gestaltet wurden. Das erste Titelbild dieser Ausgabe ist dasjenige, das den Helden mit dem unverkennbaren kurz geschnittenen Haar mit spitz nach unten in die Stirn führendem Haaransatz ("widow's peak"), finsterem Blick, geballten Händen und zerrissenem Hemd zeigt. Dieses Bild inspirierte sowohl Johnny Bruck bei seinem Cover von Perry Rhodan 240 als auch die Filmemacher zur Schlusssequenz der Doc Savage-Verfilmung in den siebziger Jahren, die Ex-Tarzan Ron Ely in der Hauptrolle zeigte. Über eine Neuverfilmung mit Dwayne Johnson in der Titelrolle wird bereits seit einigen Jahren spekuliert. Die Bantam-Ausgabe würfelte die Reihenfolge der Magazin-Ausgabe zwar durcheinander, brachte aber im Lauf der Jahre alle Magazin-Titel neu heraus, wobei spätere Magazinausgaben, die kürzer waren, in Doppel- und Omnibusbänden zusam- mengefasst wurden. Doc Savage ist daher eine von wenigen amerikanischen Serien, die nach einer Ma- gazin-Ausgabe eine komplette Neupublikation in Buchform erlebten.

Ist Doc Savage Science Fiction? Man kann folgende Definition verwenden: fantastische Superhelden-Abenteuer mit kriminalistischem Touch und einzelnen Science Fiction-Elementen, die in der (damaligen) Jetztzeit spielen. Insofern ähnelt der Superheld sehr einem deutschen Kollegen, der etwa zur gleichen Zeit sein literarisches Licht der Welt erblickte: Paul Alfred Müllers Sun Koh! Es bestehen zahlreiche Parallelen zwischen den beiden Serien, die weit über die die gebräunte Haut der beiden Helden hinausgehen. "Raumschiffs-SF" ist Doc Savage jedenfalls nicht. Die Science Fiction-Elemente bestehen hauptsächlich aus technischen Geräten, darunter eine Anzahl von Waffen, Materialien mit besonderen Eigenschaften, Supermagneten, U-Boote, die durch das flüssige Erdinnere tauchen, Apparate, die unsichtbar machen oder die Gravitation aufheben, etc. Seitdem die Romane erschienen sind, wurde das eine oder andere tatsächlich schon erfunden, wie z.B. Nachtsichtgeräte.

Die ersten beiden Romane der Serie erschienen in Deutschland in der Utopia-Reihe. Von 1972 - 1980 brachte Pabel dann eine eigene Taschenbuchserie heraus, in der auch die ersten beiden Romane nochmals publiziert wurden, diesmal aber neu übersetzt und mit den erwähnten Titelbildern der amerikanischen Taschenbuchausgabe. Die Romane wurden leicht gekürzt, bearbeitet und modernisiert, sodass man ihnen nicht anmerkte, dass die Vorlagen aus den dreißiger und vierziger Jahren stammten. Die Doc Savage-Serie sprach sowohl Abenteuer- als auch Krimi- und SF-Freunde an und erreichte auf Deutsch immerhin 89 Bände. Das ist zwar ein beträchtlicher Teil der in Amerika erschienenen Bände, aber bei weitem nicht komplett. Der Pabel Verlag begründete die Einstellung der Serie fälschlicherweise damit, dass kein Originalmaterial mehr vorläge. Bis auf die letzten Bände erschien die Serie bei Pabel vierwöchentlich. Die Bücher erschienen nicht in der Reihenfolge der amerikanischen Originalausgaben. Dies ist in diesem Fall aber nicht schlimm, weil es sich um Einzelabenteuer handelt und wenigstens der erste Band, der in das Umfeld einführt, auch in der deutschen Ausgabe am Anfang steht. Die Reihenfolge der ersten fünf deutschen Titel stimmt mit der Bantam-Taschenbuchausgabe, aber nicht mit der Magazinausgabe überein. Die Titelbilder wurden zum größten Teil von den jeweiligen Bantam-Titeln übernommen, allerdings wurden eine ganze Anzahl dieser Titelbilder vom deutschen Zeichner Günther König so nachgezeichnet, dass sie vom Original kaum unterschieden werden konnten. Das führte zur kuriosen Situation, dass auf Die grünen Mumien (Band 57 der deutschen Ausgabe) eine Nachzeichnung von Günther König des Bildes von James Bama für The Green Death zu finden war. Auf Der Todestunnel (Band 88 der Pabel-Taschenbuchausgabe) findet sich allerdings das Originalbild von The Green Death. Die beiden Titelbilder sind kaum zu unterscheiden. Auf Roter Schnee (Band 31) und Der Teuflische Plan (Band 74) findet sich überhaupt das gleiche Titelbild von James Bama für Red Snow. Das sind untrügliche Anzeichen dafür, dass die Sorgfalt nicht allzu hoch war, mit der diese Billig-Taschenbuchreihe in Deutschland produziert wurde.


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