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Die Titelseiten der SF Serien



Sun Koh


Vorwort zu Sun Koh

Paul Alfred Müller

Ohne Zweifel war Paul Alfred Müller (1901 - 1970) von den dreißiger bis in die sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts einer der wichtigsten Autoren von Science Fiction-Literatur in Deutschland. Berühmt wurde allerdings nicht er selbst, sondern seine Werke, denn Müller schrieb zum größten Teil unter Pseudonymen, deren bekannteste Lok Myler und Freder van Holk waren. Von 1933 - 1936 erschien sein erfolgreichstes Werk Sun Koh, der Erbe von Atlantis, eine Heftserie mit 150 Bänden. Anschließend kam mit Jan Mayen, der Erbe der Atomkraft eine ähnlich konzipierte Serie. Bei Jan Mayen geht es um Thule, dem unter einem Eispanzer liegenden Grönland, das mittels Sonnenspiegeln aufgetaut und für die Besiedlung durch deutsche Pioniere freigemacht weden soll. Diese Heftserie erreichte 120 Bände.

Nach dem Krieg siedelte Müller aus Sachsen nach Murnau in Oberbayern über und schrieb weiter Gesellschafts-, Kriminal- und Science Fiction-Romane. Er steuerte zur zwanzigbändigen Serie Rah Norten, der Eroberer des Weltalls acht Bände bei und war Ideengeber und in der Anfangsphase Chefautor des Perry Rhodan-Konkurrenten Mark Powers, der Held des Weltalls. Müller war von den Perry Rhodan-Grundern Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting auch eingeladen worden, an der PR-Serie als Autor mitzuarbeiten, weil sie seine Werke kannten und schätzten. Er lehnte aber ab, weil er ein Anhänger der Hohlwelttheorie war und dies mit den geplanten Perry Rhodan-Romanen nicht im Einklang zu bringen war.

Eine Besonderheit der Arbeitsweise Müllers war, dass er viele Ideen und auch ganze Handlungsabschnitte aus seinen Heftserien in seine Bücher einfließen ließ. So sind viele seiner Werke in unterschiedlicher Zusammensetzung mehrfach erschienen.

Sun Koh, der Erbe von Atlantis

Sun Koh ist ein bronzehäutiger Supermann, der Prinz des untergegangenen Inselkontinent Atlantis. Im ersten Band landet er mit einem Fallschirm in London, allerdings eines Großteils seiner Erinnerung beraubt. Er nimmt den Kampf um sein Erbe auf, unterstützt von seinen beiden treuen Freunden Hal Mervin und Nimba, dem Afrikaner aus dem Stamm der Yoruba. Es gelingt Sun Koh, auf Yucatan den Mayaschatz seiner Vorfahren für sich zu gewinnen, wodurch er zum Superreichen wird und sich dem Kampf gegen Verbrecher widmen kann. Sun Kohs Hauptfeind ist der Gangstgerboss Juan Garcia. Sukzessive gewinnt Sun Koh seine Erinnerungen wieder. Am Ende seines Kampfes sieht er Atlantis aus den Fluten auftauchen. Als Erster betritt er gemeinsam mit seiner Freundin Joan Martini das Land seiner Vorfahren, um es in Besitz zu nehmen.

Die Heftserie

Die ursprüngliche Fassung der Sun Koh-Serie veröffentlichte Paul Alfred Müller unter dem Pseudonym Lok Myler von 1933 - 1936 in 150 wöchentlich erscheinenden Heften im Leipziger Bergmann Verlag. Die Serie war so erfolgreich, dass eine zweite und eine dritte Auflage gedruckt wurden. Allerdings war der Autor der Zensur durch die Reichsschriftumskammer unterworfen, der ab 1935 alle Manuskripte vor der Drucklegung zur Genehmigung vorgelegt werden mussten. So musste Müller Sun Kohs treuen Freund Nimba aus der Serie "hinausschreiben", denn ein Neger als Held war im Dritten Reich unmöglich. Bei der zweiten und dritten Auflage wurden teilweise drastische Änderungen verlangt, sowohl was den Inhalt als auch die Titelbilder betraf. Aus dem zweiten treuen Freund, dem Engländer Hal Mervin, wurde der Deutsche Hal Merten. Müller musste ganze Hefte neu schreiben. Titelbilder wurden teilweise retuschiert, speziell was explizite Darstellungen von Gewaltszenen oder die Abbildung von Waffen betraf. Einige Bilder wurden komplett neu gezeichnet.

1948 - 1952 gab es die erste Neuauflage nach dem Krieg, die im österreichischen Verlag Maria Zube und im Schweizer Verlag A. Walter herauskam (8 Hefte). Für diese Ausgabe wurde das Verfasserpseudonym Jan Holk verwendet.

Eine weitere Neuauflage wurde 1949 - 1953 im Braunschweiger Planet Verlag herausgegeben und erreichte immerhin 110 Hefte, teilweise in mehreren Auflagen. Grundlage für diese Neuausgabe war die zweite Auflage der Vorkriegsausgabe. Die Aufmachung der Hefte in der Planet-Ausgabe wurde einige Male verändert. Es wurden zwar neue Titelbilder gezeichnet, der Illustrator orientierte sich aber in etlichen Fällen am Motiv der Vorkriegsausgabe.

Der Schweizer SSI-Verlag machte 2005 einen erneuten Anlauf, die Vorkriegsausgabe in Sammelbänden herauszubringen, scheiterte aber bereits nach dem ersten Paperback, das die Hefte 1 - 5 neben um- fangreichen Begleitmaterial enthielt. Im gleichen Verlag war bereits 2003 auch das umfangreiche Sekun- därwerk Sun Koh. Der Erbe von Atlantis und andere deutsche Supermänner, verfasst vom Trivialliteratur-Experten Heinz J. Galle, herausgekommen.

Schließlich schaffte es Dieter von Reeken in seinem Kleinverlag, die gesamte Serie in neun Sammelbän- den 2013 - 2015 komplett herauszubringen.

Die Buchausgaben

Bereits ab 1937 brachte der Bergmann Verlag parallel zur laufenden Neuauflage der Heftausgabe eine Buchausgabe der Sun Koh-Abenteuer heraus. Bis Kriegsbeginn erschienen zehn Bände dieser Ausgabe, dann war vorerst Schluss. Für diese Ausgabe wählte der Autor die Vorgehensweise, dass er ihm geeignete Abenteuer aus der Romanserie auswählte und zu einem Buch zusammenfasste, wofür er Überleitungen zwischen den Abenteuern und zusätzliche Kapitel schrieb sowie uninteressant scheinende Kapitel wegfallen ließ. Drei bis fünf Hefte wurden als Grundlage für ein Buch verwendet. Jahrzehnte später wurde bei der Perry Rhodan-Serie ein ähnliches Prinzip äußerst erfolgreich angewendet. Die Bücher erlebten mehrere Auflagen mit teilweise unterschiedlichen Titelbildern. Die späteren Neuauflagen erschienen unter Müllers richtigem Namen, weil das fremdländische Pseudonym Lok Myler mittlerweile unerwünscht war.

Nach dem Krieg wurde der Borgsmüller Verlag Müllers Partner für eine Leihbuchausgabe, die 1958 - 1961 herauskam. Die Romane erschienen monatlich. Der Autor überarbeitete die vorher bei Bergmann herausgekommenen Romane für diese Ausgabe. Aufgrund des großen Erfolges wollte man dann - abgesehen von als für die Buchausgabe als uninteressant empfundenen oder nicht mehr verfügbaren Heften, denn beim Umzug in den Westen konnte Müller nur einen Teil seines Archivs mitnehmen - die ganze Serie bringen. Das hätte etwa dreißig Bände bedeutet. Allerdings wählte der Autor für die neuen Bücher nicht eine streng chronologische Anordnung entsprechend der Heftserie, sondern änderte die Reihenfolge der Abenteuer teilweise kräftig. Beispeilsweise sind in dem Band 29 Gefangene der Pharaonen die Hefte 67, 34, 35 und 68 verarbeitet. Mehr noch, die Edition wurde um weitere Romane ergänzt. Hier entnahm Müller aus seiner zweiten Serie Jan Mayen sowie aus der Serie Rah Norten, bei der er Co-Autor gewesen war, weiteres Material. Er änderte die Namen der Protagonisten auf Sun Koh, sodass auch diese Romane als Sun Koh-Bände auf den Markt gebracht werden konnten. Durch diese Vorgehensweise erreichte die Sun Koh-Buchserie 37 Bände, in der 124 Sun Koh-Hefte in 31 Büchern, 25 Jan Mayen-Hefte in fünf Büchern und 5 Rah Norten-Hefte in einem Buch verarbeitet waren.

Für einen Teil der Borgsmüller-Bücher lieferte der spätere Perry Rhodan-Zeichner Johnny Bruck die Titelbilder. Einige der Motive, die Bruck ursprünglich aus amerikanischen Magazinen entlehnt hatte, fanden sich Jahre später dann auch auf Perry Rhodan- oder Atlan-Heften wieder.

Der Pabel Verlag brachte auf Basis der Leihbuchausgabe von 1978 - 1981 eine Taschenbuchausgabe heraus. Die Serie Doc Svage, die einen ähnlichen bronzehäutigen Helden präsentierte, war bereits in der Auslaufphase und man wollte mit vergleichbarem Material anschließen. Doc Savage war in Amerika etwa zur gleichen Zeit wie Sun Koh in Deutschland erstmals publiziert worden. Und wie bei der deutschen Doc Savage-Ausgabe wählte man den Weg, die Vorlageromane für die Taschenbuchausgabe so zu modernisieren, dass der Leser kaum etwas davon bemerkte, dass die Originale Jahrzehnte vorher erstmals erschienen waren. Außerdem wurden die Vorlageromane deutlich gekürzt. Bearbeiter der Romane war Heinz Reck. Die Reihenfolge der Taschenbücher wurde gegenüber der Borgsmüller-Ausgabe zum größeren Teil geändert.

Für die ersten vier Titelbilder der Taschenbuchausgabe war Johnny Bruck verantwortlich, die weiteren lieferte Nikolai Lutohin.

Der Mohlberg-Verlag, der sich einen Ruf als Wiederentdecker alter deutscher SF-Heftserien erworben hat, brachte schließlich 2013 - 2018 eine Ausgabe heraus, in der die 37 Leihbücher der Borgsmüller-Ausgabe in 19 Paperbackausgaben nachgedruckt wurden. Somit wurden für Liebhaber Vergleichslesungen mit der gleichzeitig laufenden Neuausgabe der Heftserie bei Dieter von Reeken möglich. Im ersten Band wurde für das Titelbild die Grafik für das entsprechende Leihbuch verwendet, die weiteren Bilder malte Arndt Drechsler.

Bert Pratt

Ein Kuriosum sind die vier Bert Pratt-Romane, die 1961/62 in der Utopia-Heftserie im Pabel Verlag erschienen. Der Held dieser Romane war niemand anderer als der berühmte Sun Koh, der für diese Ausgabe aus rechtlichen Gründen umbenannt und als Weltenbummler vorgestellt wurde. Für die Heftausgabe om Utopia wurden die vier Romane Attentat auf den Südpol, Turm der Stürme, Fahrt in die Hölle und Der Kaiser von Afrika aus der früheren Leihbuchausgabe stark gekürzt, um sie auf Heftlänge zu bringen. Die vier Romane wurden wiederum vom SF-Nostalgie-Spezialisten Mohlberg 2013 in einem Band als Paperback nachgedruckt. Somit ist dieser Band eine Sammelausgabe von vier Heften, welche gekürzte Fassungen von als Buch erschienenen Romanen sind, welche wiederum aus mehreren Heften zusammen- gefasst worden waren.


Vorwort zu Sun Koh