Laut Wikipedia war der Phasenvertrieb ein bis zur Jahrtausendwende vor allem bei Roman- und Rätselheften
und häufig auch bei Comics intensiv genutztes Vertriebsverfahren im deutschen Sprachraum. In der ersten Phase wurde zunächst nur eine
Region beliefert. Nach Ablauf der Angebotszeit wurde ein weiterer Teil der ursprünglich gedruckten Auflage zusammen mit den Remittenden
(die nicht verkauften Exemplare) in einer anderen Region angeboten (2. Phase). Dem konnte sich je nach Größe und Aufteilung des
Vertriebsgebietes eine dritte und vierte Phase anschließen. Heute spielt der Phasenvertrieb praktisch keine Rolle mehr.
Offenbar hat auch der Pabel-Verlag zumindest bei Perry Rhodan-Heften der 3. (blauen) Auflage mitte der siebziger Jahre den Phasenvertrieb
angewendet. Ein Nachweis dazu ist mir bei einer Heftlieferung der Heftnummer 16 der 3. Auflage von einem österreichischen Antiquariat
gelungen. Das von dort gelieferte Heft hatte im Impressum statt "Mai 1973" nunmehr "September 1973" eingedruckt. Auch war die Gestaltung
des Umschlags anders als bei den mir bis dato bekannten Heften: das reguläre Heft der Nr. 16 hat auf der Rückseite eine Werbung für
Doc Savage, der österreichische Nachdruck dagegen für die Comicreihe PERRY. Ausserdem haben die regulären Hefte der Nr. 16 der 3. Auflage
auf der Innenseite des vorderen und hinteren Umschlags verschiedene Werbungen eingedruckt, bei dem phasenbedingten Nachdruck dagegen
sind die Innenseiten beider Umschlagsseiten leer.
Bei meinen weiteren Recherchen konnte ich bis jetzt bei folgenden Heftnummern phasenbedingte Nachdrucke nachweisen: 2, 8, 10, 12, 16, 18,
46, 47 51, 53, 54, 55, 56, 57, 58 und 59.
Es sind reguläre Hefte der 3. (blauen) Auflage, welche sich nur an wenigen Stellen vom Erstdruck unterscheiden. Das Hauptmerkmal der Nachdrucke
ist an einer anderen Werbung auf der Rückseite des Heftes erkennbar. Es gibt lediglich ein Heft, welches auch im Nachdruck die gleiche
Rückseitenwerbung vorweist, es ist die Nummer 10, der Nachdruck ist hier an der Impressumsangabe zu erkennen: der Erstdruck gibt April
1873 und der Nachdruck dagegen Juli 1973 an.
Das zweite Unterscheidungsmerkmal ist die Werbung auf der Innenseite der Umschläge. Die Heftnummern 16 und 18 haben hier leere Seiten.
Die anderen Nachdrucke haben vom Erstdruck abweichenden Werbungen auf den Innenseiten. Offenbar hat man hier die Anzeigen eingedruckt,
welche zum Zeitpunkt des Nachdruckes gerade angesagt waren, sozu- sagen im "Realtime-Verfahren des Druckes".
Das dritte Merkmal schließlich ist die Angabe im Impressum. Dieses gilt jedoch nur in den niedrigen Nummern unter 20. In den höheren
Nummern hat man die Impressumsangabe vom Erstdruck übernommen, auch wenn sie nicht korrekt ist.
Aus den Angaben im Impressum kann man folgern, dass zwischen dem Erstdruck und dem Nachdruck in etwa 4 bis 5 Monate liegen. Das wiederum
impliziert, dass dieser Zeitraum zwischen der ersten und der letzten Phase des Vertriebs gelegen haben muss.
Da ich das erste Heft in Österreich ausfindig gemacht hatte und selbst in Norddeutschland wohne, habe ich zuerst angenommen, dass der
Erstvertrieb im Norden und die letzte Vertriebsphase in Österreich stattgefunden hat. Das musste ich jedoch revidieren, denn im
Laufe meiner Recherchen habe ich die Mehrheit der Nachdrucke in deutschen Sammlungen gefunden. Allerdings fanden sich die meisten
Nachdrucke in Sammlungen aus Süddeutschland.
Auch innerhalb der Heftsammlungen mit dem roten Preisaufkleber "DM 1,50", welche offenbar aus verspäteten Nachbestellungen stammten,
weil sich zwischenzeitlich der Preis erhöht hat, waren besonders viele Nachdrucke zu finden, was auch natürlich erscheint. Das Lager
im Verlag, aus welchem die Nachbestellungen bedient wurden, enthielt natur- gemäss die jeweils zuletzt gedruckten Bestände.
Das bestätigt sich auch bei den Heften der "unbekannten Auflage", welche aus Heften mit dem weissen Preisaufkleber "DM 1,50" bestanden.
Hier fällt besonders auf, dass für die Erstellung der Lückenfüller mit dem weissen Aufkleber eher die Phasennachdrucke genommen wurden.
Dennoch kann sich unter den beklebten Lückenfüllern durchaus auch ein Erstdruck befinden.
Insgesamt ist die Existenz der Phasennachdrucke ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die "unbekannte Auflage" wirklich eine eigene
Zwischenauflage ist. Denn hier zeigt sich sehr schön der Unterschied zwischen den Phasenvertriebs- nachdrucken und einer ganzen Auflage.
Die Phasenvertriebsnachdrucke wurden im festen zeitlichen Abstand rechtzeitig zur Belieferung der entsprechenden späteren Phase bei
Bedarf nachgedruckt. Insbesondere handelt es sich bei dieser Art der Nachdrucke um einzelne Heftnummern.
Bei der "unbekannten Auflage" dagegen ist erkennbar, dass hier eine lückenlose fortlaufende Zwischenauslieferung von Heft Nummer 1
an stattgefunden hat. Zwar sind hier nur einzelne Heftnummern echt nachgedruckt, aber die "Lückenfüller" haben ein einheitliches
Merkmal in Form der weissen Preisaufkleber. Genau nach diesem System ist man analog während der "3. Ausgabe" verfahren, welche
als echte Zwischenauflage nicht in Frage gestellt wird.
In Zusammenhang mit der "unbekannten Auflage" ist noch eine Beobachtung von Bedeutung. Einerseits wurde die Heftnummer 16 sowohl im
Rahmen des Phasenvertriebs als auch als echter Nachdruck der "unbekannten Auflage" nachgedruckt. Aus irgend einem Grund scheint diese
Heftnummer besonders gut verkauft worden zu sein. Da es allerdings bereits einen Phasennachdruck gegeben hat, scheint es beim
Nachdruck im Rahmen der "unbekannten Auflage" eine geringere Stückzahl gegeben zu haben. Dafür spricht, dass das letztere Heft
in Komplettsammlungen der "unbekannten Auflage" seltener zu finden ist.
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