"Mein nicht kommerzielles WEB-ARCHIV über das Perry Rhodan-Universum und viele weitere SF- und Fantasy-Reihen und -Serien"
 
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Die Fantasy Ausgaben des Pabel-Moewig Verlages


Terra Fantasy Pabel Terra Fantasy Moewig

Pabel Verlag

Vorwort

Mit großem Werbeaufwand in den verlagseigenen Science Fiction-Reihen startete der Pabel Verlag im Herbst 1974 mit dem zweiten Fantasy-Produkt des Hauses. Das erste war die Heftserie Dragon, welche bereits seit Frühjahr 1973 lief, aber bald nach dem Start von Terra Fantasy eingestellt wurde. Terra Fantasy war eine vierwöchentlich erscheinende Taschenbuchreihe, die vom österreichischen Fantasy-Experten Hugh Walker (d.i. Hubert Straßl) herausgegeben wurde. Straßl sorgte mit seiner Titelauswahl und den kundigen Vorwörtern zu jedem Titel dafür, dass sich das Wissen über das Fantasy-Genre auch in deutschen Landen ausbreitete. Nicht zuletzt seinen Informationen ist es zu verdanken, dass sich Terra Fantasy in Fankreisen einen legendären Ruf erwarb. Straßl war selbst als Autor mit seiner Magira-Serie vertreten. Er war auch einer der Gründer der Vereinigung FOLLOW und damit des organisierten deutschen Fantasy-Fandoms.

Neben den Walker-Büchern lag ein weiterer Schwerpunkt der Reihe auf den Fantasy-Werken des Conan-Autors Robert E. Howard. Insgesamt sechzehn Howard-Bände erschienen in Terra Fantasy. Natürlich standen dabei andere Helden des jung verstorbenen Autors im Vordergrund, denn die Abenteuer des muskelbepackten Cimmeriers hatte bereits der Heyne-Verlag publiziert.

Der dritte Fokus von Terra Fantasy waren Romane und Kurzgeschichten der Mitglieder der Autoren- vereinigung S.A.G.A. Mitgründer Lin Carter brachte Kurzgeschichten dieser Autoren (anfangs Poul Anderson, Lin Carter selbst, L. Sprague de Camp, John Jakes, Fritz Leiber, Michael Moorcock, Andre Norton, Jack Vance) in seiner Anthologienreihe Flashing Swords heraus. Auch eine Reihe von Romanen und Kurzgeschichtensammlungen dieser Autorengruppe, darunter die Geschichten von John Jakes über Brak den Barbaren, der auf der Suche nach dem Goldenen Khurdisan die Terra Fantasy-Reihe eröffnete, die Hexenweltromane von Andre Norton und die von Michael Moorcock verfassten Dorian Hawkmoon-Geschichten um eine der vielen Inkarnationen des Ewigen Helden erschienen in Terra Fantasy.

Der beschränke Umfang der Taschenbücher mit zuerst 144, ab Band 30 mit 160 Seiten zwang Heraus- geber Straßl dazu, einige Romane zu kürzen oder Kurzgeschichtenbände neu zusammenzustellen, auf mehrere Bände aufzuteilen oder einzelne Geschichten wegzulassen. Bei zwei Romanen des Fantasy-Klassikers Abraham Merritt und der Sammlung der Geschichten um Kull von Atlantis von Robert E. Howard behalf er sich damit, die Geschichten auf zwei Bände aufzuteilen. Im Fall der Chronik von Poseidonis, einer Kurzgeschichtensammlung von L. Sprague de Camp, war der Titel in Terra Fantasy aber sogar die erste Sammlung der zusammengehörenden Erzählungen, noch bevor sie in einer amerikanischen Buchausgabe gemeinsam präsentiert wurden. Erst in der Spätphase der Reihe ab Band 71 wurde endlich eine variable Seitenlänge der Terra Fantasy-Bände eingeführt.

Abgesehen von den Magira-Geschichten Hugh Walkers, von denen erste Erzählungen bereits vorher in Fanmagazinen gelesen werden konnten, waren die Titel der Terra Fantasy-Reihe deutsche Erstver- öffentlichungen. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Zwei der drei Bände der Amerikanerin Leigh Brackett in Terra Fantasy waren bereits Jahre vorher als Utopia Zukunftsroman bzw. als Utopia Großband erschienen. Die Abenteuer der Helden Eric John Stark und Matt Carse auf dem sterbenden Mars sind vom Tarzan- und John Carter-Autor Edgar Rice Burroughs beeinflusst und stellen gute Beispiele der Science Fantasy dar, einer Mischform der beiden verwandten Genres.

Aufgrund des großen Erfolgs der Reihe wurde 1977 eine 2. Auflage gestartet, die ebenfalls vierwöch- entlich erschien, aber 1981 mit Band 53 eingestellt werden musste. Ein Kuriosum der 2. Auflage war, dass die Titelbilder der vier Dorian Hawkmoon-Bände mit der Aufschrift "Gekürzte Ausgabe" ergänzt werden mussten, weil sich der Autor über die Kürzungen seiner Romane in den deutschen Ausgaben beschwert hatte.

Anfang 1982 musste auch die erste Auflage eingestellt werden. Der Boom der Schwert und Magie-Erzählungen ging dem Ende entgegen, und die Umstellung der Bände auf variable Länge war zu spät gekommen, um Fans von längeren epischen Fantasy-Erzählungen noch für die Terra Fantasy-Reihe zu begeistern. Dazu kam auch, dass in der Spätphase der Reihe trivialstes Lesefutter wie die Kothar-Serie von Gardner F. Fox erschien, was etliche Leser verärgerte. Auch die späteren Bände von Robert E. Howard konnten die Fans nicht mehr beeindrucken. Denn es war geplant gewesen, eine eigene Howard-Taschenbuchreihe mit Erzählungen verschiedenster Genres des verstorbenen Autors herauszubringen. Dieser Plan wurde aber fallengelassen, und die geplanten Titel in die Terra Fantasy-Reihe integriert. Das hatte allerdings zur Folge, dass auch Horror- und Piratengeschichten sowie historische Erzählungen aus dem Orient in Terra Fantasy auftauchten. Einzig Howards Westernstorys blieben den Fantasy-Fans erspart. Kein Wunder, dass die anfangs so erfolgreiche Reihe sich nicht mehr gegen die Konkurrenz behaupten konnte.

Die Titelbilder für Terra Fantasy wurden durchwegs von internationalen Künstlern geliefert, unter denen sehr bekannte Namen wie Bruce Pennington, Frank Frazetta, Jeff Jones, Boris Vallejo und Michael Whelan waren. Das beeindruckende Bild "Death Dealer" von Frank Frazetta inspirierte Hugh Walker zu der Figur des "Reiters der Finsternis", der in seinem gleichnamigen Magira-Roman auftauchte und auf dessen Titelbild abgebildet wurde ("Band 8"). Michael Whelans nicht weniger bekanntes Bild des Albinofürsten "Elric von Melniboné" mit seinem Dämonenschwert Sturmbringer wurde in Terra Fantasy kurioserweise für einen Roman über eine andere Inkarnation des Ewigen Helden verwendet, nämlich Dorian Hawkmoon in "Band 53". Michael Moorock, der bereits über die Kürzungen seiner Romane erbost war, hat darüber wahrscheinlich den Kopf geschüttelt. Auch einige Künstler aus dem spanischen Raum wie Alberto Pujolar, Esteban Maroto, Xavier Musquera und Manuel Sanjulian, deren Bilder auch auf deutschen Gruselromanen zu finden waren, wurden für Terra Fantasy-Titelbilder eingesetzt. Nicht zuletzt durften einige junge Talente aus dem deutschen Sprachraum wie beispielsweise der Schweizer Angelo Boog Proben ihres Könnens präsentieren. Ungewöhnlich für eine Billig-Taschenbuchreihe war, dass gelegentlich sogar Innenillustrationen oder Landkarten in den Bänden präsentiert wurden.

Eine Bemerkung ist noch die spanische Reihe Tierra Fantasy wert. In dieser erschienen 1986 vier Bücher, welche die Covergestaltung der deutschen Terra Fantasy-Reihe übernahmen. Alle vier Titel waren Sammlungen von Geschichten internationaler SF- und Fantasy-Autoren, waren also inhaltlich nicht mit der deutschen Reihe vergleichbar.


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