Nachwort April 2016:
Seitdem ich das Vorwort verfasst habe, sind etwa eineinhalb Jahre vergangen, in denen ich mich zusammen mit Reinhard intensiv mit dem Thema beschäftigt habe.
Die Anzahl der Beispiele und der gefundenen und hier präsentierten Grafiken hat sich kräftig erweitert. Ich muss aufgrund der gewonnen Erkenntnisse
mein Urteil über Johnny Bruck insoweit revidieren, dass der gute Johnny - bei aller zeichnerischer Kompetenz und ungeheurem Fleiß - einfach ein unverschämter
Plagiator war, der ohne das geringste Unrechtsbewusstsein alles in seine Titelbilder eingebaut hat, was ihm irgendwo als brauchbar unter die Finger gekommen ist.
Da fällt beispielsweise eine große Anzahl von Covers der beiden amerikanischen
"Eds" (Emshwiller und
Valigursky) auf, die in den 50er und 60er-Jahren Stars der Szene waren.
Die legendären ACE-Doubles, bei denen diese beiden sehr aktiv waren, lieferten unfreiwillig eine Menge Vorbilder, und auch viele Titelbilder der italienischen
Urania-Bücher dienten als Inspirationsquelle. Sogar von seinem Terra-Kollegen Karl Stephan
ließ sich Johnny einige Male "inspirieren".
Inwieweit die Tatsache eine Rolle gespielt hat, dass Originalcovers speziell in den fünfziger Jahren noch nicht über den großen Teich zu bekommen waren und
deshalb für die deutschsprachigen Übersetzungen des jeweiligen Werks einfach nachgezeichnet wurden, kann von mir nicht beurteilt werden. Die Technik,
die es erlaubt, dass Bildvorlagen bequem in Sekundenschnelle elektronisch über die ganze Welt versendet werden können, war damals ja noch nicht vorhanden.
Das ist aber keine Ausrede für kompletten Ideenklau von ganz anderen Werken.
Es bleibt die Erinnerung an einen begabten, vielseitigen und extrem fleißigen Zeichner, der es geschafft hat, Generationen von jungen Leuten durch seine
knalligen und actionreichen Titelbilder für die Perry-Rhodan-Romane und verwandte Reihen zu interessieren. Dass bei weitem nicht alle Ideen seinem
eigenen Kopf entsprungen sind, ist mittlerweile klar, aber er hat es geschafft, einzelne Bestandteile so zu einem Ganzen zu verbinden, dass die Kopie
manchmal spannender ist als das Original.
Den Beweis für diese Behauptung liefert ausgerechnet das berühmteste Titelbild der Perry Rhodan-Serie:
Nr. 19 "Der Unsterbliche" von K. H. Scheer, das sich - welche Ironie - als doppeltes Plagiat entpuppt! Hier hat Johnny das Porträt des Flugpioniers
Charles Lindbergh aus "Man's" 11/1960" (siehe Beispiel 231) mit einem Raumhelm
ausgestattet und dazu als Vorlage für den Hintergrund und das Setting
der einzelnen Bildkomponenten das Cover von Robert Schulz für "Sentinels of Space" von Eric Frank Russell aus der Ace-Double-Reihe
verwendet (siehe Beispiel 452). Die Bildkomposition von Bruck übertrifft die
Vorbilder klar. Der Blick von Perry Rhodan gibt so richtig die "Weltraumsehnsucht"
wieder, die den Schreiber dieser Zeilen schon in den sechziger Jahren gefangen hat.
Johnny hat später das Titelbild für die 3. Auflage neu gezeichnet, dieses Eigenplagiat konnte aber das Flair seines "Originals" nicht mehr erreichen.
Heinrich Stöllner
(April 2016)
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